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Urlaub an der Nordsee – einfach mal irgendwo ins Nirgendwo {Unterwegs}

Ganz im Gegensatz zu unseren sonstigen Gewohnheiten wollten wir dieses Jahr mal einen ruhigen Urlaub verbringen. (Unseren diesjährigen Städtetripp hatten wir bereits Anfang Juni in Berlin ;-)).

Stress hatten wir ja im letzten Jahr genug. Wir haben ein kleines Stückchen Erde für einen Stellplatz neben unserem Garten gekauft und das restliche Grundstück wird gerade durch einen Bauträger bebaut. Bis das alles in trockenen Tüchern war (klappt es, klappt es nicht?) und der ständige Lärm, Schmutz und die Belästigungen durch die Baustelle, zerren am Nervenkostüm.

Dazu kam viel Arbeit für den Liebsten, da durch den Abriss des alten Nachbargebäudes auf der Grundstücksgrenze plötzlich Wand und Sichtschutz zu unserem Haus und Hof fehlte. Aber davon erzähl ich dann ein anderes Mal.

Auf jeden Fall haben wir beschlossen, mal eine Woche ins Nirgendwo zu fahren. Mal keine Städtetour. Mal versuchen runterzukommen. Eine Hobbyschneiderfreundin war vor Jahren in Richtung Nordsee gezogen und sie hat mich förmlich nach unserem Roadtripp drauf gestoßen.
“Wenn Du wieder in der Nähe bist, komm mich doch mal besuchen” hat sie mir geschrieben und irgendwann im letzten Jahr kam dann “Kennst Du Clara? (sie schreibt den Blog Tastesheriff) ich wohn ganz in der Nähe vom Hof Hilligenbohl“.

Clara hatte in ihrem Blog schon oft von ihrem Elternhaus berichtet und vom Narzissenfest, dass jedes Jahr dort gefeiert wird. Die Bilder hatte ich natürlich gesehen. Und als ich mir dann die Homepage ansah und feststellte, dass genau in der Zeit, in der wir Urlaub eingereicht hatten, eine der drei Ferienwohnungen noch eine Woche frei war, haben wir innerhalb 5 Minuten beschlossen, zu buchen.

“Euch ist schon klar, dass da nichts ist. Kein Shopping, kein Bäcker um die Ecke?” habe ich gefragt und trotzdem wollte sogar das große Kind mit. “Ich mag mal wieder reiten” hat sie gesagt. “Kann man da irgendwo reiten?”. Die liebe Jeanette (die Hobbyschneider-Freundin) hat das dann organisiert und uns mit einem großen Umschlag Prospekten versorgt. Die Reitklamotten und die Skateboards kamen ins Auto, denn dort gibt es endloslange, gut geteerte Wege mit wenig Verkehr und für Regenwetter kamen unsere Lieblingsspiele, Malsachen und Bücher mit ins Gepäck. Wir wollten mal das tun, zu dem wir zu Hause so gut wie nie Zeit haben.

Tatsächlich fanden wir in Nordfriesland ein zauberhaftes Anwesen vor. Abgelegen, mit einem großen Garten voller Obstbäume, schönen verträumten Sitzplätzen und gespickt mit Gartenkunst, lädt der weiträumige Bereich zum Erholen ein.

Wir haben dann auch wirklich versucht mal runterzukommen und uns nicht den Zwang aufzuerlegen alles und jedes in der Umgebung erkunden zu müssen. Okay, vermutlich bin ich die Einzige, die diesen Zwang hat. Und ich warte auch nicht gerne, ich könnte in der Zeit ja was verpassen. Also hab ich mir auf der Hinfahrt ein Buch besorgt (Totenstille im Watt: Roman*Amazon-Partnerlink) und während alle anderen im Haus noch schliefen, bin ich mit Kaffee und Buch bewaffnet durch das taunasse Grasse gelaufen und habe mich am Ende des Grundstücks auf einer der bereitgestellten Liegen niedergelassen. 
Und während ich da so lag und las, konnte ich endlich mal loslassen. Ich konnte meinen Gedanken nachfühlen und habe mir so vorgestellt, wie wunderbar dieses Reich für einen Schriftsteller oder überhaupt einen Kreativen ist. Ich glaube, wenn ich einen Roman schreiben wollte, dann würde ich mich hier einmieten, die Stille genießen, das weite Nichts. Ich würde im Garten sitzen und schreiben oder wenn es regnet am Küchentisch und dabei aus dem Rundbogenfenster blicken. Die Story könnte sich entfallten, die Protagonisten Charakter gewinnen und die kreativen Gedanken würden nicht immer wieder durch lärmende Einflüsse von Außen gestört. Ein echtes Paradies zum Abschalten. 

Und abends würde ich dann vielleicht in einem kleinen Lokal nahe dem Meer ein bisschen was essen und anschließend auf einer Bank auf dem Deich ein neues Kapitel beginnen ;-).

Jetzt bin ich ja nun leider kein Schriftsteller, aber hätte ich die Zeit (und das Geld), dann wären ein paar Wochen Rückzug um wieder mehr kreative Ideen zu entwickeln bestimmt auch super. Zumal man ohne Wlan und mit schlechtem Handynetz sich auch nicht ständig von den Unmengen an Informationen aus dem Internet beeinflussen lässt. 
Wir haben natürlich nicht nur gechilled. Wir haben auch eigentlich viel unternommen. Von unseren Tagesausflügen berichte ich dann nächste Woche.
Am Abend, beim alkoholfreien Feierabendbierchen am Tisch vor der Westwohnung und mit Blick auf den Sonnenuntergang, meinte der Göga auf jeden Fall zufrieden “Den Urlaubsort hast Du wirklich gut ausgesucht”. (Gott sei Dank!)

4 Kommentare

  • Nicole

    Liebe Susanne!
    Oh ich kann dir so nachempfinden! Seit 4 Jahren zieht es uns nun in den Norden. Eben genau aus den Gründen. Wir fahren noch ein Stückchen weiter auf die Inseln. Dienstag ist es soweit und ich freu mich so. Das ist totales Runterkommen und Abschalten…
    (Ein anderer Tipp zum Entschleunigen ist das Wendland. So schön!)
    Liebe Grüße von
    Nicole

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